Felix Heinrichs • Konstruktive Malerei

Leben

Geboren am 01.11.1930 in Wittenberge (Prignitz), erwarb Helmut Felix Heinrichs früh die handwerklichen Kenntnisse, die es ihm später ermöglichen sollten, seiner künstlerischen Vision Ausdruck zu verleihen. Seine zeichnerische Begabung, die er schon mit 15 Jahren in der Volkshochschule seiner Heimatstadt bei Prof. Otto Bertl auszubilden suchte, perfektionierte er im Laufe seines Lebens, immer auf der Suche nach dem eigenen Ausdruck, der eigenen Form.
Doch wie die meisten Künstler bewegte sich auch Heinrichs Zeit seines Lebens im Spannungsfeld zwischen eigenem künstlerischen Schaffen und Broterwerb. Hierbei aber war er in der glücklichen Lage, schon von Beginn an auch in seiner Lohnarbeit seine Fähigkeiten weiterentwickeln und zum Ausdruck bringen zu können.
Im Jahr 1947 begann er eine Lehre als Schriften-, Reklame- und Plakatmaler in seiner Heimatstadt, was die handwerkliche Grundlage für sein späteres Schaffen legte. Nach seinem Gesellenabschlus 1949 arbeitete er dann bis 1952 in diesem Beruf. Um auch künstlerisch zu wachsen, absolvierte Heinrichs von 1952 bis 1954 ein Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, u.a. unter Theo Balden, Arno Mohr und Kurt Robbel. Die hierbei angestoßene lebenslange Suche nach dem eigenen künstlerischen Ausdruck führte ihn im Anschluss zuerst für einige Jahre der Wanderschaft nach Stuttgart und Hannover, beides Zentren der abstrakten Malerei. In Hannover besuchte er die Malschule seines Cousins Harald Schaub. Und durch die Begegnung mit Carl Buchheister fühlte er sich zu eigenen abstrakten Versuchen angeregt und ermutigt.
Als er 1958 nach Wittenberge zurückkehrte, konnte er sein praktisches Wissen in eine Arbeit als Gebrauchs- und Werbegrafiker - etwa bei der Gestaltung von Kinoplakaten - umsetzen, was ihm wiederum die Freiheit gab, sein künstlerisches Schaffen weitgehend unabhängig weiterzuentwickeln. Hierbei suchte Heinrichs seine eigene Position zwischen gegenständlich-figurativen und abstrakt-konstruktiven Tendenzen.

Selbstporträt

Der Künstler in seinem Dresdener Atelier, 2007.

Foto: R.Dyk

In den folgenden 20 Jahren gründete Heinrichs eine Familie und arbeitete vermehrt als Grafiker auf der Leipziger Messe. Die sich daraus ergebende langsame Verlagerung seines Lebensmittelpunktes nach Leipzig schloss er nach dem Scheitern der Ehe mit einem Umzug dorthin am Anfang der 80er-Jahre ab.
Seine über die Jahre gewonnene maltechnische Perfektion war schließlich ausschlaggebend für seine Mitarbeit am Bauernkriegspanorama Bad Frankenhausen in den Jahren 1982 bis 1986. Als erfahrenster der am Monumentalgemälde arbeitenden Künstler, übernahm er dabei eine führende Rolle bei der Umsetzung von Werner Tübkes Entwurf. Die hierfür nötige Unterordnung unter die künstlerische Vision Tübkes führte in der Rückschau zu einem zwiespältigen Verhältnis Heinrichs' zu seiner Mitarbeit an diesem für die Kunstgeschichte bedeutsamen Werk.
In der Folge suchte Heinrichs mit verstärktem Elan nach der eigenen künstlerischen Vision. Ab 1990 in Dresden ansässig, destillierte er die im Laufe seines Lebens gewonnenen, unterschiedlichen formalen Anregungen zu einem bemerkenswerten Spätwerk. In der Traditionslinie der Moderne stehend, den Einflüssen des Bauhaus' ebenso verbunden, wie den Werken Kasimir Malewitschs oder Willi Baumeisters, näherte sich Heinrichs dem für ihn perfekten Zusammenspiel von Linie und Fläche, von schlichter Form und durch subtile Farbverläufe gewonnener haptischer Tiefe in unermüdlicher Konzentration.
Die in den folgenden 20 Jahren geschaffenen Werke zeugen von einer klaren künstlerischen Vision, die in ihrer Suche nach einem fast platonischen Ideal doch unerfüllt bleiben musste. Ihre Betrachtung versetzt in eine tiefe, meditative Ruhe und lädt zum eigenen Erkunden des sich oftmals wie ein Vexierbild eröffnenden Zusammenspiels von Form und Farbe.
Die Gemäldegalerie Neue Meister in Dresden trug diesem einzigartigen künstlerischen Schaffen Rechnung, indem sie im Jahr 2005 drei seiner Bilder erwarb. Im Jahr 2009 verstarb Helmut Felix Heinrichs. Sein Grab auf dem Friedhof Dresden-Loschwitz wird durch einen nach eigener Vorlage gefertigten Grabstein geschmückt.